Den Tod ernst nehmen und dennoch verlachen

Mit dem Tod ist das seit der Auferstehung so eine Sache. Einerseits wird er in einer ewig juvenilen und fitten (wobei immer auch häufiger, Ironie der Wirklichkeit, „fatten“) Gesellschaft der Tod aufs Abstellgleis geschoben und Ideal ausposaunt: 150 Jahre alt und dabei kein bisschen weise werden. Die neue Marktlücke in wenigen Jahrzehnten: Bauchnabelpiercings für über 100-jährige. Sprich: Tod ist wichtig und Christen haben mit Mose zu betonen: bedenket, dass ihr sterben müsst, auf dass ihr klug werdet.

beerdigung.jpgAndererseits: der Macht des Todes ist gebrochen, Tod wo ist dein Sieg, wo dein Stachel? Deswegen darf der Tod als zerstörerische Macht verlacht werden und dieses nette Plakat macht das auf ironische Weise… Problem und das ist vielleicht der bittere Beigeschmack bei einer solch feinen Werbung; verlacht werden kann nur, was in Dunkelheit begriffen und durchbrochen worden ist. Verlache ich etwas Verdrängtes, wird dieses nur zum Ausweis der Peinlichkeit des Verdrängens. Das Verlachen wird zum Pfeifen im dunklen Keller, von dem man behauptet, er sei ja taghell.

Beides kommt bei mir im Augenblick zusammen: ein ganz lieber alter Mensch ist in unserer Gemeinde lebenssatt und voller Vorfreude gestorben, Günther Knuth, ein wirkliches Vorbild für viele Jüngere. Ein schmerzendes Loch ist gerissen. Andererseits dürfen wir lachen und fröhlich sein, denn er scheint mir schon jetzt aus der Ewigkeit entgegen zu lächeln. Dort, im Wartessal zur Auferstehung, wo er in Gegenwart seines Herrn endlich zur Ruhe kommen darf. So wird die Beerdigung in farbiger Kleidung stattfinden und explizit nicht in Schwarz. Der Herr ist wahrhaftig auferstanden. Wir haben als Christen als Einzige das Recht, den Tod zwar ernst zu nehmen, aber eben auch zu verlachen.

2 Kommentare

  1. Cooles Plakat…

    Du hast im Übrigen recht: Viele Menschen, die ich kenne sind zu beidem nicht in der Lage: Weder den Tod ernst zu nehmen (bis er unmittelbar vor ihnen steht) noch ihn zu verlachen (weil sie ja nicht wissen, was es mit dem Tod bzw. dem, was danach kommt auf sich hat…). Vor ein paar Jahren las ich im Urlaub das Standardwerk zum Thema von Kübler-Ross (nette Urlaubslektüre, nicht?). Als ich mir in einem Imbiss was zu essen holte, fragte mich der Verkäufer (ein ziemlich leutseliger Typ), was ich denn da lese. Meine Antwort „Ein Buch übers Sterben und den Tod“ veränderte die Atmosphäre in dem Raum schlagartig; er beeilte sich, mich zu bedienen und war spürbar froh, als ich wieder ging. Ich will ja nicht unzulässig pauschalisieren, aber mir schien das smptomatisch für den Umgang unserer Gesellschaft mit dem Thema…

  2. Jo Amen.

    🙂 Coles Plakat.

    Bevor ich deinen Text gelesen habe, habe ich mir das Plakat angeschaut und ich musste lachen. Ich mein ist ja auch sehr makaber.
    Aber wie erreicht man solche Menschen, die genau das tun, die ihren Keller mit einem Lachen zuschließen. Mit solchen Plakaten nterstützt man es strengenommen ja nur, oder?
    Ich glaube (und das Hoffe ich), dass es wenige gibt die dann wirklich näher kommen und es ernst meinen!!
    Ich denke, dass wir in manchen Dingen viel zu wenig Leidenschaft entwickeln, oder Mut, um etwas zu verändern oder ein „Tabuthema“ (Gottesdienstthema heute) anzusprechen.
    Deswegen meine Frage:
    Wie bewegt man Menschen dazu?…

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