Obama-Charisma

Ok, nun haben wir also Barack Obama als Präsidenten (Barack, nicht Bäräck, liebe Hilfskommentatoren vom Unterschichtenfernsehen). Meine Meinung? Zufrieden. Ich kann zwar den Hype um ihn nicht verstehen, aber er ist sicherlich die bessere Wahl. Viel spannenderer finde ich aber die Frage nach seinem Charisma – ausnahmsweise mal nicht theologisch verstanden als Gnadengabe…;-)

Habe mir heute morgen beim Frühstücksfernsehen die Zusammenfassung seiner Rede in Chicago angeschaut und – ich gebe es zu, vielleicht lag es auch an zu wenigem Schlaf – mir dabei eine Träne verdrückt, denn es war ein historischer Moment, der einfach bedeutsam aufgeladen war. Und ein Satz wie: „unsere Kraft liegt nicht in Waffen oder im Wohlstand, sondern in unseren Idealen“ – der ist einfach richtig und großartig. Dieser Mann hat einfach eine Wahnsinnsausstrahlung. Finde ich. Aber warum? Warum um alles in der Welt. Seine Rhetorik ist gut, aber nicht ungewöhnlich, seine Gestik ist äußerst sparsam, schon fast asketisch. Seine Mimik ist puristisch gehalten. Ok, er sieht gut aus (soweit ich das als Mann beurteilen kann), aber es gibt auch gut aussehende Menschen mit null Ausstrahlung… grübel…

Was also macht sein Charisma aus? Authentizität? Ein gesundes Maß an Selbstverleugnung? Gelassenheit? Was denkst du? Was beobachtest du? Häufigstes Wort in Berichten ist: Coolness. Sicher. Aber wie definiert man das, denn es gibt ja auch coole und schrecklich peinliche Typen…

8 Kommentare

  1. Ich denke es ist von allem etwas.

    Außerdem trifft er sehr fein den Puls der Zeit.
    Ein Mensch, der Menschlichkeit ausstrahlt.
    Er verkörpert das was Amerika unter amerikanisch sein versteht.
    Nach vorne sehen, Optimismus haben, positiv denken, Veränderung bringen in einer Zeit wo man erkennt, dass Altes verstaubt ist und sich nicht als konstruktiv erwiesen hat.
    Amerika fühlt sich (zu recht) betrogen von der alten Regierung.
    Sie hoffen auf den neuen Aufbruch in eine gute amerikanische Zukunft.
    Es fasziniert, wie er Menschenmassen anzieht, aber es besorgt mich auch..

  2. Hi Christof,

    ich glaube, es sind spielen auch die beiden Begriffe Ernsthaftigkeit und Zielstrebigkeit eine Rolle. Immer wenn er auftritt – egal ob vor dreitausend Menschen oder vor 30, dann wirkt er konzentriert und zielbewusst. Er nimmt die Leute in ihren Fragen ernst, hört zu, antwortet klar. Selten macht er Scherze, nie auf Kosten anderer Leute. Er ist nicht demagogisch. Die Leute haben das Gefühl, der albert nicht rum, sondern nimmt die Probleme ernsthaft in die Hand. Und das spürt man ihm ab.

    Wenn du seine Biographie anschaust, dann wirkt alles so, als ob er schon immer das Präsidentenamt vor Augen gehabt hätte. Eine steile Karriere für jemanden, den es nach damaliger Moralvorstellung gar nicht hätte geben dürfen, den Sohn einer Weißen und eines Afrikaners. Und offensichtlich setzt er das, was er ausstrahlt, auch tatäschlich um. So erklärt sich sein unheimlicher Erfolg bei der Wahl. Ernsthaftigkeit, weitsichtige, kluge Eintscheidungen, Zielstrebigkeit.

    Würd ich sagen.

  3. … es könnte auch, wenigstens ein bisschen, mit der kompletten Abwesenheit von Charisma beim Vorgänger zu tun haben …
    Im Ernst: Ich finde die Wahl gut. Hoffe, dass Amerika wieder freundlicher, friedlicher und sozialer wird. Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben…

  4. Hmm… wir haben Obama als President? Nee, die USA… auch wenn man fast das Gefühl hatte, es ginge um unsere Sache. Ich hab ne Menge Leutz in USA… oder wie Tom sagten würde im tiefen Süden Kanadas ;-). Sicher ist er attraktiv und professionell… und er konnte mit neuen Medien die Leute mobilisieren, den Leuten wieder Lust auf Politik machen….Ich wünsche den Leuten da wirklich eine gute Krankenversicherung. Und ja, Bush war ein Disaster Innen- und Außenpolitisch…Aber kann man wirklich jemanden unterstützen FOCA unterschreibt?

  5. @Bee: wir müssen hier jetzt nicht die politischen Details von Obama diskutieren, aber es ist immer ein Kompromiss. Bush ist Christ – toll, dafür hat er christlichen Missionaren mit seinem unseligen Irakkrieg auf Jahrzehnte die Arbeit in dieser Region versaut. Und so manche Menschenrechte mit Füßen getreten. Obama ist nur für eine Liberalisierung der Abtreibung. Was ist denn nun schlimmer? Beides ist schlimm, nur bei Bush wurde es akzeptiert. Hauptsache, er ist Christ… eben nicht Hauptsache. Bei einem Politiker ist mir Kompetenz und das geringste Übel wichtiger und das ist eben eine Sache der persönlichen Abwägung.

  6. Ich komme eben aus Israel zurück, wo man sich ganz andere Gedanken um den künftigen Präsidenten der USA macht. Charisma und Öffentlichkeitswirksamkeit zählen dort weniger als die Hoffnung, im amerikanischen Präsidenten einen zu haben, der Israel im Notfall davor bewahren wird, seine Existenz zu verlieren.

    Da hatte der republikanische Kandidat bessere Karten, einfach historisch gesehen. Man hat Zweifel, ob Obama hinter Israel stehen wird. Andererseits hat die Besetzung des Postens des Chief-of-Staff mit Rahm Emanuel in Israel Begeisterung ausgelöst. Der Halb-Israeli wird sich schon für Israels Wohl einsetzen, so hofft und unterstellt man.

    Für mich persönlich ist der ganze Prozeß der US-amerikanischen Präsidentenwahl eine Mischung aus Showbusiness und Bullshitbingo. Da hätte auch Donald Duck ernsthafte Chancen, wenn das irgendwie ginge. Nur … so viel besser sieht es bei uns hier ja auch nicht aus. Der ganze Politzirkus stinkt mir.

    Noch ein Wort zu Obama: was mich bei ihm irritiert, ist, daß er selbst bei inhaltlich sehr bewegenden Worten in seinem Gesichtsausdruck cool bleibt. Und damit meine ich, wörtlich übersetzt, kalt. Ich habe mir Reden und Statements von ihm angesehen und angehört, und ich hatte immer wieder das Gefühl, daß da ein ferngesteuerter Alien spricht. OK, er muß keine Heulsuse sein, aber ein bißchen echtes Gefühl fände ich nicht schlecht.

  7. Obama hat nach meiner Überzeugung eine Maske auf. Wenn die fällt, dann Gnade uns Gott!!!!!!!!!!!!!!!!

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