Neben allerlei abgedrehter Musik zwischen Jazz, Punk und Polka genieße ich manchmal einfach schlichte, ruhige Musik, bei der man gut abhängen kann und die einen noch mit hoher musikalischer Qualität und feinen (hier sogar christlichen) Texten beglückt. Meine iTunes-Abteilung „Frommes Zeugs“ ist wahrlich nicht groß, da ich dieses Hingezogensein zu christlichen Künstlern trotz vergleichsweise minderer Qualität nie verstanden habe. Aber Samuel Harfst ist anders. Er hat mehr CDs auf der Straße verkauft als andere Künstler über ihr Label und nun kommt er so allmählich – nach viel harter Arbeit – raus… seine neue Platte (sorry für dieses archaischen Ausdruck, ich bin bereits Generation Gammelfleisch, also Ü40) heisst „day and night recordings“ und entwickelt immer mehr Faszination bei jedem neuen Hören. Leichte Melancholie, Ruhe, Gelassenheit, Tiefe. Zum Kaufen, Herunterladen hier oder hier zum Reinhören.
Da ich bereits die vorhergehenden 3 Alben von Samuel habe, werde ich auch diesem nicht lange widerstehen können. Ich liebe seine Musik.
Allerdings finde ich nicht, dass christliche Künstler im allgemeinen Musik minderer Qualität abliefern. Im Gegenteil. Denn erstens: die Musik die heute so im Mainstream verkauft wird ist einfach nur *würg*. Und zweitens darf man mal nicht vergessen, dass die Jungs und Mädels sich hinstellen und ohne große Unterstützung und Gelder über den Herrn singen. Ich bin sehr dankbar dass es das gibt und schon alleine deshalb fühle ich mich dazu hingezogen. Just my 5 ct.
p.s. auch Samuel Harfst hat die letzten Alben (von der neuen weiß ich es nicht) selbst im Keller produziert – Hut ab!
@Quincy: is scho recht. Ich erlebe nur auch Christen, die christliche Musik kaufen, weil sie christlich ist (wobei es christliche Musik streng genommen nicht gibt, genauso wenig wie christliche Politik)… naja, und im mainstream bewege ich mich halt selten… viel Bekanntes aus der christlichen Szene ist aber eben sehr mainstreamig…;-)
Hab grad mal bei Samuel reingehört – klingt echt schön die neue Scheibe. Wird wohl bei mir unterm Weihnachtsbaum liegen 🙂
Also, das mit der „minderen Qualität“ kann ich auch nicht nachvollziehen.
Erstens hat die christliche Musikszene in den USA schon seit geraumer Zeit das größte Marktsegment – ist also per definitionem Mainstream (die von Dir ausgesprochene Bemängelung, viel Bekanntes aus der christlichen Szene sei mainstreamig, ist daher ein Pleonasmus).
Daß die Qualität dabei vergleichbar mit sonstigem Mainstream ist, versteht sich von selbst: es gibt hier viel belanglose Veröffentlichungen, aber eben auch richtige Juwelen. Abseits des Mainstreams ist die christliche Musikszene verhältnismäßig genauso klein wie alle anderen Nischensparten auch, sprich: musikalische und textliche Juwelen sind hier ebenso rar gesät wie anderswo.
Die Zeiten, wo man von „minderer Qualität“ von Künstlern aus der christlichen Szene sprechen konnte, sind jedenfalls lange vorbei. Daß wir dem in Europa hinterherhinken, hängt ganz einfach mit der grundsätzlich ganz anderen Stellung des Christentums in der Gesellschaft zusammen – wo explizit christliche Inhalte stärker abschrecken, wächst der Markt nicht, dementsprechend geringer fällt die Förderung aus etc. pp.
Selbst der Umstand, daß viele Christen Musik vor allem nach dem Kriterium christlicher Texte auswählen, ist an sich nicht einmal sonderlich verwerflich: das hat einfach damit zu tun, daß der Text hier oftmals nicht als bloße Begleiterscheinung, sondern eben als integraler Bestandteil der Musik verstanden wird, der diese Kunstform entscheidend mitprägt. Wer so auf den Text achtet und Musik beispielsweise in ihrer erbaulichen Funktion wahrnimmt, ist keineswegs engstirnig, eher ein bewußter Hörer.
Problematisch wird das erst, wenn dabei die Qualität der Musik an sich keine Rolle mehr spielt – solchen Leuten würde ich empfehlen, Bücher zu lesen. Und dann gibt es noch die Christen, denen der Text gar nicht wichtig ist, solange er sich oberflächlich als eindeutig christlich erweist: „christliche“ Musik wird da einfach zum Merkmal von scheinbarer Zeitgemäßheit – womit weder der Musik an sich noch den Texten ein Gefallen getan wird. Aber das ist ein Merkmal des Mainstream, das es wohl immer geben wird.
Ich halte es jedenfalls so, daß ich gerne Mainstream aus beiden Lagern höre, genauso wie Nischenmusik beider Lager – vorausgesetzt, die Qualität stimmt.
Da wären wir dann wieder bei Samuel Harfst – und da gebe ich Dir vollkommen recht: das ist ein Juwel!
Gruß,
Theolobias 🙂
Istjaschongutjetztmeamaximaculpa. Aber: Ich erlebe den Erfolg mancher christlicher Künstler gerade auch im deutschen Kontext als eigenartig, weil sie mit der Qualität, die sie bieten, im säkularen Bereich kaum Erfolg hätten. Aber natürlich ist es nicht verwerflich, trotzdem diese Künstler zu unterstützen. Mann, was so eine Nebenbemerkung auslöst…
woow – sehr schöne Mukke!!
kannte ich noch gar nicht…
danke für den Tipp, Wegi!
ps – poste heute auch einen Musiktipp, die Band wirst du dann wohl nicht kennen – ätschbätsch 😉
Samuel Harfst ist wirklich gut. Ich habe allerdings erlebt, daß er seine CDs auf der Straße nicht verkauft, sondern verschenkt hat – aber das ist ja durchaus im Sinne der (jugendlichen) Fans und Kunden….:)
@Flash: hi und willkommen! Das ist ja eine tolle Ergänzung. Der Mann hat sich wirklich durchgeackert, Respekt!
Hi Christof,
geile Mucke! Is gebongt!
Zur Qualität christlicher Musik würde ich sagen: Nicht die Qualität ist entscheident. Mit hochwertig produzierter Mainstreammusik kann fromme Musik meist mithalten.
Aber was oft auf der Strecke bleibt, ist die Echtheit.
Ich habe mal ein Statement für Wischns.de (gibts nicht mehr, aber hoffentlich nicht deswegen 😉 ) geschrieben, der das ganz gut zusammenfasst:
Was mir in der christlichen Musik fehlt sind zwei Dinge: der künstlerische Anspruch und Menschen, die die Scherben des eigenen Lebens gesehen haben. Das klingt vielleicht bizarr. Aber es ist mir einfach vieles viel zu glatt und steril, was uns musikalisch wie textlich in der christlichen Szene vorgesetzt wird. Viele säkulare Musik gibt mir da mehr für mein Leben als fromme.
Das ist jetzt ein wenig schwarz-weiß, aber man merkt einfach, ob jemand mit behütetem Elternhaus und Einser-Abitur Musik macht oder jemand, der weiß, wie Krisen schmecken, der ganz unten war und da Gottes Hilfe und die von Menschen erlebt hat. Das sind ganz andere Texte und meistens auch ganz andere Melodien: authentischer, reifer, bleibender. Musik eben, die Menschen nicht nur begeistert, sondern verändert.
Das heißt jetzt nicht, dass jeder, der nicht völlig verwrackt ist, keine Drogenkarriere und nicht mindestens einmal den Tod vor Augen hatte, kein guter christlicher Musiker wäre. Nein, beileibe nicht. Aber ich wünsche mir einfach mehr Musik, die aus dem Wissen heraus entstanden ist, dass ich vor Gott nicht mit Hochglanz, sondern nur mit Ehrlichkeit bestehen kann.
Ich denke alle christlichen Künstler würden das ebenfalls beteuern, wenn man sie fragte. Aber zwischen Theorie und Praxis ist eben ein Unterschied. Und mir ist jemand, der keinen perfekten christlichen Lebenslauf und Lebensstil vorweisen kann, dafür aber glaubwürdige Musik mit authentischen Texten macht allemal lieber als hundertmal zu hören wie gesalbt das Lamm und wie gekrönt Jerusalem ist (obwohl ich schon auch manchmal gekrönte Jerusalems brauche…).
[…] aber mir oft zu steril Zu den Kommentaren Beim Wegbegleiter kam gestern ein Artikel über Samuel Harfst, einen frommen Künstler aus Hessen – richtig gute Musik. Unter dem Artikel entspann sich […]
Hab mit Interesse die Diskussion hier verfolgt und dachte ich Poste mal einen Beitrag aus der Dran in dem Samuel Harfst selbst mal zu dem Thema Stellung nimmt.
„Ähnlich wie Xavier mag Samuel überhaupt nicht in die Schublade „christlicher Musiker“ abgelegt werden. Sein Gesicht wird ernst, er überlegt kurz und sagt dann: „Ich bin kein Fan davon, zwei Lager zu machen, christliche und nichtchristliche Musik. Ich finde das, ehrlich gesagt, mega-affig.“ Allein schon das Wort „Säkularbereich“ mache ihm Bauchschmerzen. Seine Texte sind zwar oft nicht anders als christlich zu deuten. Trotzdem: „Ich würde verrückt werden, wenn ich merken würde, dass jemand nur deshalb Musik macht, um mir unterschwellig seine Meinung reinzudrücken.“ Ehrlich will er sein. Aber gerade deshalb macht er in seinen Texten auch keinen Hehl aus seinem Glauben. Es sind Gedanken und Gebete, Träume und Wünsche. Mit einem klaren Anspruch: „So klar, dass jeder, der sucht, findet. Aber auch so gut, dass jeder, der im Moment keine Frage hat, einfach nur die Musik genießen kann.“
Gruß
Matze
Ja also ich finde auch die Echtheit ist entscheidend. Also ob da Herz hinter ist, und ob es auch ins Herz geht. grüsse