Ein Grund: Warum unsere Heiligung so kraftlos ist!

Es gibt viele theologische und seelsorgerische Gründe, warum das Wachstum im Glauben stockt… manchmal darf es auch einfach stocken und man muss nicht an sich selbst herum rupfen. Genau so wenig kann man einen Grashalm dazu bringen, schneller zu wachsen, indem man an ihm zieht. Unsere Aufgabe ist es aber, unsere Haltungen und Maßstäbe zu überprüfen und biblisch zu korrigieren. Eine innere Haltung ist mir aufgefallen, die Wachstum im Glauben effektiv behindert und verhindert…

… und das ist der Mangel an Hoffnung und an einer ausgeprägten und biblischen Sicht vom Kreuz. Ich erläutere das mal: Christ und Christin sind eingespannt zwischen zwei Polen, einem hinter uns liegenden Pol zuerst. Dieser Pol ist das Kreuz und all das, was Christus für uns am Kreuz vollbracht hat und was durch die Auferstehung besiegelt worden ist. Wir sind versöhnt, dürfen die Freundschaft mit Gott genießen und sind mit Verheißungen nur so überschüttet. Dieser historische Fakt, der bis heute in das Leben Einzelner hinein wirkt, dient als erster Motivator, ethisch zu leben und die Gebote Gottes gerne zu halten. Ein Ehemann, der seine Frau liebt, muss sich auch nicht anstrengen, nicht fremd zu gehen.

Müssen wir schon an dieser Stelle nachlegen? Ist das Wissen um diesen vergangenen und doch so gegenwärtigen Pol zu theoretisch, zu dogmatisch korrekt, aber zu wenig verinnerlicht? Ich denke, so ist es. Hier gälte es, kreative Formen und ganzheitliche Methoden der Vergegenwärtigung für die Menschen unserer Zeit zu entwickeln und neue Bilder für das Einmalige und Einzigartige zu finden. Der andere Pol liegt noch vor uns…

…und betrifft die Ewigkeit bei Gott und seine Wiederkunft. Die ersten Christen haben das Maranatha gebetet – heute beten wir: Herr, komme wieder, aber nicht so schnell, ich möchte gerne noch meine Kinder aufwachsen sehen. Oder Men in Black, Teil 3. Oder… In einer landesweiten Atmosphäre der relativen Hoffnungslosigkeit (sieht man vom Dauergrinsen Westerwelles ab) scheint auch den Christen der Blick auf die Herrlichkeit der Zukunft abhanden gekommen zu sein. Aber diese Hoffnung motiviert uns doch, Christus mehr Raum zu geben, uns vorzubereiten, uns einzustellen auf diesen wunderbaren Moment!

Natürlich: es gab auch die elende Druck-Variante, die mich schon beengt, wenn ich sie nur höre und die am Evangelium vorbei geht (huhu, Charly!). „Willst du wirklich vom Herrn im Kino überrascht werden, wenn er wieder kommt?“ Ja, toll. Was ist denn das für ein Gottesbild? Der Herr wird sich freuen, seine Nachfolger und Freunde zu sehen, wenn er wieder kommt. Er wird die eventuelle Sünde sehen, die gerade anliegt und sprechen: „Komm her, auch dafür bin ich gestorben! Du bist rein!“ Dann wird er auf die Seinen zugehen und sie in die Arme schließen und wir werden gemeinsam lachen.

Wir brauchen eine klare eschatologische, also in die Zukunft Gottes gewandte Hoffnung. Auch sie muss ganzheitlich, bildhaft, emotional, intellektuell unterfüttert sein, damit sie endlich unsere Herzen erreicht und wir dem gerne entgegen leben und so: gerne die Gebote halten, die zu halten überhaupt kein Problem ist für den, der liebt und der ein klares Bild vom Kreuz und von der Hoffnung hat.

 

24 Kommentare

  1. Du sprichst davon, neue Formen und Methoden zu finden, um den Menschen unsere Zeit die Hoffnung zu vergegenwärtigen. Es ist sicherlich richtig, doch erlaube mir ein „aber“. Vielleicht ist es auch nur eine Ergänzung. Ein Gedanke, den ich bei Paul Riceur gefunden habe, der seine philosophische Arbeit eben der Suche nach der Hoffnung gewidmet hat. Er spricht von einen Horizontwechsel, der nötig ist, um Hoffnung zu finden. Aus dem Horizont des Handelns, der Aktion in den Horizont der Begegnung mit dem Anderen, in der die Not des Anderen erkannt werden kann und durch die sich die Möglichkeiten der Veränderung eröffnen. Wir brauchen Begegnungen, die in uns Hoffnung wecken, erhalten und ihre Erfüllung schenken. Sonst bleibt die Hoffnung abstrakt und kann nicht in unsere Leben hineinwirken.

  2. Hi gwenhwyr (was ist das? Irisch? Herr der Ringe? Klär mich auf…): Sehr gute Ergänzung, und auch wirklich eine Ergänzung. Denn natürlich wird die eschatologische Hoffnung gerade in der Aktualisierung deutlich und erfahrbar. Sich ermutigen, auf die Hoffnung hinweisen, ja in sie hinein leben. Danke!

  3. Hi Wegbegleiter, Gwenhwyr dürfte keltisch sein, geht auf König Artus zurück oder – genauer – seine Frau. Und so wie es x Versionen der Legende gibt, so gibt es auch einige Schreibweisen des Namens. Die, welche ich gewählt habe, stammt aus der Pendragon Sage nach Stephen Lawhead. Und auch da geht es um Hoffnung, Hoffnung darauf, dass die Vision des Friedensreiches verwirklicht werden kann. Und um Begegnung – unter den Rittern der Tafelrunde. 🙂

  4. Bitte nicht diesen nörgelnden Unterton: Der so ganz im Dienste des Merkelschen Kanzlerismus stehende schwarz-gelbe Orden der barmherzigen Brüder (vereinzelt Schwestern), die uns zugelächelte Vision eines Burgfriedensreiches sollte uns eine nie versiegende Quelle eingedöster Zuversicht sein!

  5. //Unsere Aufgabe ist es aber, unsere Haltungen und Maßstäbe zu überprüfen und biblisch zu korrigieren. Eine innere Haltung ist mir aufgefallen, die Wachstum im Glauben effektiv behindert und verhindert…

    … und das ist der Mangel an Hoffnung….//

    Wir hatte einen Apfelbaum, der in eine bestimmte Form wachsen sollte….ich hatte keine Geduld und hatte zuviel beschnitten…mit der Folge, dass er zwei Jahre keine Frucht trug.
    Oft habe ich den Eindruck, in den Predigten wird beschnitten und beschnitten und beschnitten…denn es stünde ja so in der Schrift…und der arme Zweig hat den Eindruck: es ist niiiiiiiieeeeee genug. Ich treibe und knospe und treibe und knospe…wieso lässt man mich nicht blühen? Hingezogene Hoffnung macht das Herz krank.
    Ein Gärtner beschneidet mit Maß zu seiner Zeit, verschließt die Stelle mit Wundpaste und düngt den Baum, so dass er sich erholen kann UND die Kraft in die bevorzugten Äste geht, die dann auch Frucht tragen.

  6. Joh 16,7-33 ist eine prima Zusage für kompetente Hilfe zur aktuellen Heiligung.
    Phil 2,13 ist eine prima Grundlage für Änderungsgebet: Herr, gib mir das Wollen und Vollbringen zu deinem Wohlgefallen.
    Eph 6, 17 ist ein prima „Kleidungsstück“ , das hier in
    1.Thess 5,8 den Helm genauer beschreibt als Hoffnung des Heils.
    Lk 18,7-8 ist eine prima Zusage, dass sich der gerechte Richter sofort aufmacht, der Braut Jesu zu helfen und es bald eine Veränderung gibt…

    Aus der Hoffnung des Heils heraus leben: da ist ein Gott, der mich liebt, da ist ein Heiliger Geist, der mir hilft, da ist ein gerechter Richter, der sich sofort aufmacht und sich um mein Gebet kümmert und ich kann gleich das nächste Gebet losschicken………..“Hier werden Sie geholfen!“

    Die Frage ist doch: warum klemmt so oft der Helm? Was ist da in dem dicken Kopf überflüssig? Welche Gedanken besetzen den Platz der Hoffnungsgedanken? Adventsputz ist angesagt 😉

  7. @deborah: ja, genau – wie ich auch oben schrieb, Wachstum ist ein Nebenprodukt des Glaubens, nicht das Zentrum und deswegen müssen wir auch nicht am Grashalm herumzöppeln. Gott selbst wird zur rechten Zeit beschneiden und pflegen. Heiligung ist ein Riesenthema, danke für deine schönen Ergänzungen, die mich wieder fragen lassen: wann machst du ein eigenes Blog – mich würde es freuen und ich wäre ein eifriger Leser…;-D. Wichtig war mir das produktive Eigespanntsein zwischen Heilstatsachen, auf denen ich stehe und der Wiederkunft und der neuen Welt, nach der ich mich sehne. Beides erlebe ich in in der christlichen Szene als nicht sonderlich stark ausgeprägt – zumindest im Vergleich zu anderen Zeiten… mag an einer starken Gegenwartsfixierung liegen. Die ja aber in gewissen Maße auch biblisch ist (kümmert euch nicht um das Morgen…). Tja…

  8. *ggg* Ich bin kein Blogger. Ich bin eine Mosaiksteinchenverteilerin. 😀

    Die Erwartung auf die schöne neue Welt bei Gott darf nicht zu einer innerlichen Kündigung im Jetzt führen. Paulus war sehr versucht abzuscheiden, weil der Druck wohl mal fast zu gross war. Was für ein Wort: abscheiden!..scharf skizziert würde man heute evtl. lebensmüde, suizidgefährdet vermuten können.
    Ich muss mir den Himmel nicht verdienen mit Heiligung….im Gegentum…sie schafft mehr Himmel in mir…für mich und den Nächsten.

    Das Geheimnis ist: Christus in Euch, die Hoffnung der Herrlichkeit. Kol 1,27

  9. Hallo Wegbegleiter, ich würde gerne Deinen Gedanken der Gegenwartsfixirung aufgreifen. Ich denke, dass das, was wir heute beobachten nicht unbedingt die Form von „in der Gegenwart leben“ ist, die dem von Dir zitierten Vers entspricht. Ich haben eigentlich mächtig Angst vor morgen, die Versicherungsbranche weiß davon zu profitieren. Und auch allerlei Weisen, die uns die Zukunft vorhersagen. Ich wage die These, dass wir nicht in der Gegenwart leben, sondern zwischen Vergangenheit und Zukunft zerrissen sind. Wir versuchen die heile Welt von „Damals“ (wann auch immer es gewesen sein soll) wieder zu beleben (Retrotrends, ich selbst bin ein Mittelalterfan) und auf der anderen Seite versuchen wir die Zukunft durch Vorhersagen zu zähmen, weil wir uns nicht mehr trauen, uns dem zu stellen, was kommt, einfach so, ungeschützt. Du hast recht, es ist ein Mangel an Hoffnung, doch was ist Hoffnung in diesem Kontext konkret? Eine Hoffnung, die sich im Alltag auswirkt und nicht nur dogmatisch korrekt die Bücherregale füllt oder zu einer inneren Kündigung (wie Deborah schreib) im Jetzt führt?
    Bei mir persönlich war es ein Satz aus Chestertons „The everlasting Man“, der mir geholfen hat, die Hoffnung zu definieren. In diesem Buch beschreibt er Karfreitag mit folgenden Worten: „Es war der Tag, als die Stärke der Menschen versagte.“ Es versagte die die jüdische Frömmigkeit und das römische Recht, zwei große Leuchter der Antike. Dieses Versagen verwandelte Gott in eine Kraft, die bis heute bis in die letzten Teile der Erde wirkt. Das führte mich zu dem Schluss, dass Gott auch mein Versagen verwandeln kann. Und es auch tut. Das ganze ist zwar recht unspektakulär, aber auch recht entspannt. In etwa so, wie es in einem Lied heißt: „Gewöhnlich mit Jesus zu leben, einfach so, jeden Tag ihm anvertrauen, immer bei ihm sein.“

  10. @gwenhwyr: wichtige Gedanken – denn die Gegenwartsfixierung der heutigen Zeit ist ja durchsetzt mit massivem Eskapismus! Also einer Flucht vor der Gegenwart. Es geht dem modernen Menschen auch gar nicht um die Gegenwart, es geht um ein optimiertes gegenwärtiges Empfinden. Wenn dieses durch Eskapismus, Rückkehr in vergangene Zeiten, Rollenspiele, Prognosen etc. gefördert werden kann – dann gerne. De facto laufen viele Menschen vor der Wirklichkeit der Gegenwart, also ihrer Wahrheit – davon. Wir schauen der Wahrheit ins Auge…. neee, lieber nicht… Chesterton ist prima!
    @ulf: och, ich habe viele Hobbys, aber nein: es gibt nichts Wichtigeres als Gott. Denn mein Hobby antwortet mir nicht auf meine Lebensfragen und trägt mich nicht durch den Tod.

  11. Mangel an Hoffnung – Mangel an einer Vergegenwärtigung der Heils im Kreuzesgeschehen – aber auch: Mangel an wirklichem gegenwärtigen Leben, Eskapismus …
    Heißt das für uns, wir können uns nicht wirklich entscheiden, in welcher Zeitebene wir leben wollen: Weder in der Vergangenheit, noch in der Zukunft, noch in der Gegenwart wollen wir wirklich uns verankern. Ich glaube, das trifft schon teilweise unsere Zeit: Viele sind zerrissen, haben kein Ziel vor Augen, keine Vergangenheit (weder eigene noch heilsgeschichtliche), auf der sie aufbauen können, und sind am meisten zerrissen in der gegenwärtigen Welt der Krise, des Konsums und der Leistungsgesellschaft. Viele flüchten in Drogen jeder Art oder, noch mehr, in Krankheiten. Wirklich stabile Menschen kenne ich derzeit wenige. Aber es gibt sie, und ich entdecke sie am ehesten in einem kritisch-weltoffenen Kirchenumfeld.

  12. Danke für die Ergänzung – dann würde ich fragen wollen: ist Stabilität ein Massstab? Und wenn ja, welche Definition von Stabilität? Ich kann stark und kraftvoll durch das Leben gehen und doch ohne göttliche Basis am eigentlichen Leben vorbei. Ich kann schwach und bedürftig sein, aber Gottes Gnade kann stark durch mich wirken – wer ist dann wirklich stabil? Spannende Frage nach dem Ideal….

  13. Guten Morgen, Wegbegleiter. Meine Nächtliche Auseinandersetzung mit einer zu übersetzenden Anklageschrift, die nicht wirklich gelungen ist, hat mich zu einigen, den vorherigen Post ergänzenden Gedanken geführt. Der Satz: „Denn wird Gott auch mein Versagen verwandeln“ muss weitergeführt werden, ansonsten droht die Falle des Individualismus. Wenn er mein Versagen verwandeln wird, denn wird er genauso mit dem Versagen alle Menschen um mich herum verfahren. Das führt zu zweierlei Konsequenzen. Zum einen gibt es mir das Recht (und versetzt in die Pflicht) diesen Trost/diese Hoffnung denen zuzusprechen, die unter eigenen Versagen leiden. Zum anderen schafft es eine Grundlage für Vergebung für die, die unter fremden Versagen leiden. Es ermöglicht den Blick vom aktuellen, durch das Versagen verursachten Leid, abzuwenden und ihn auf die Erwartung dessen, was Gott daraus tun wird, hinwenden. Doch jetzt wird es spannend. Gott kann nämlich die Situation so verwandeln, wie wir es uns wünschen. Er kann, in dem was er tut, alle unsere Wünsche übertreffen. Oder aber er kann etwas ganz anders tun. Sich darauf einzulassen erfordert eine ganze Menge Mut und Risikobereitschaft, Vertrauen, dass nicht einfach aufzubringen ist. D.h. jeder von uns braucht in solchen Momenten jemanden, der auf diesen Durststrecken stellvertretend hofft und dadurch unsere Hoffnung stärkt. Somit bin ich jetzt bei meinen Ausgangspunkt angelangt: der Begegnung :-)Und auch bei Deinen Satz: „De facto laufen viele Menschen vor der Wirklichkeit der Gegenwart, also ihrer Wahrheit – davon.“ Vielleicht laufen sie davon, weil sie Angst haben, sich der Wirklichkeit alleine stellen zu müssen? Natürlich kann ihnen das keiner abnehmen, sie müssen selbst in ihrem Kampf bestehen. Aber es ist durchaus sinnvoll, ihnen dabei beizustehen, anstatt nur aus einer sicheren Entfernung zu Hoffnung zu ermahnen. Ähnlich, wie bei Deinen vorherigen Post, entsteht hier wieder ein Spannungsfeld. Das Leben mit Gott ist ein Abenteuer 🙂
    Morgen ist Sonntag. Ich wünsche Dir als Pastor die richtigen Worte, die Hoffnung im Beistand vermitteln.

  14. Hi gwenhwyr! Anklageschrift? Gegen mich? Gegen Gott?…;-)
    Ja! Gemeinschaft ist entscheidend. Du hast den Aspekt der Verwandlung großartig beschrieben! Seelsorge (auch die ganz alltägliche quer über den Zaun) spricht von Gottes Möglichkeiten in unseren Begrenzungen! Mut zu machen, diese Verwandlung zu erbitten, eigene Hindernisse (Gottesbild, Blockaden) aus dem Weg zu räumen und die Verwandlung geschehen zu sehen. Dabei meinen Anteil zu entdecken – denn Gott stülpt uns nichts über. Wir werden verwandelt, während wir uns bewegen. Deine Analyse des Eskapismus ist absolut gut und treffend – das ist viel Angst! Viel Hilflosigkeit! Gepaart mit einem Hedonismus, der alles vom Leben und von sich selbst erwartet eine fatale Kombination… wir haben hier einen schönen und bereichernden Austausch! Danke. Freue mich schon auf die Predigt morgen, denn wieder mal predige ich mir selber….;-)

  15. Blockaden: ich habe heute Nachmittag geträumt…ein Ereignis im Zusammenhang mit einer bevorstehenden Reise, unbewusste Ängste, und ein hervorstechendes Ding:
    eine Frau hat mir die Cards gestohlen im Zug. Ich habe sie erwischt und gezwungen, meine Sachen wieder herauszugeben. Alles war da, nur die Mastercard nicht. Ich konnte machen, was ich wollte, ich fand sie nicht. Der letzte Ausweg wäre eine Körpervisitation durch eine Polizistin gewesen. Es war also sehr intensiv im Traum.

    Der Schlüsselbegriff war: Mastercard.
    Als ich wach war und einen Moment überlegte und bei Gott nachfragte, ob das nur ein Reisefiebertraum war oder eine wichtige Information enthielt für mich, kam sofort die Antwort: Du hast eine falsche Ich-bin-Aussage gemacht. Ich wusste sofort, um was es ging. Ich hatte mich per e-mail in einem Zusammenhang als Buhmann/Buhfrau bezeichnet und damit meinen Stand als Königstochter Gottes und Teil der Braut Christi verleugnet und mich unter ein falsches Urteil eines anderen gestellt……. Es ist nicht egal, wie man über sich spricht. Und es ist nicht egal, wie man über die Gemeinde als Braut Christi spricht. Pastoren am Pult…achtet darauf, was ihr über die Braut sagt. Ihr seid zum Segnen gesetzt und nicht zum Festlegen (wir sind Hospital von Verletzten…wie es mir im vorigen Artikel aufgefallen ist). An der Aussage in der Klammer merke ich an, dass da ein Ist-Zustand von der grammatikalischen Form her zementiert ist. Eine kleine Veränderung im Ausdruck öffnet die Tür aus dem Gefängnis des Verletzt-Bleibens: statt VON einfach FÜR sagen. Denn in der Gemeinde sollen Menschen heil werden und werden auch heil und – Jesus bereitet seine Braut ohne Flecken und Runzel.
    🙂

  16. @Deborah: ach, ich finde es ist so: wir sind so vieles in einem. Es bringt nichts, Verletzungen zu negieren und es tut gut, sie zu benennen. Zu sagen: ach, ich bin doch eine neue Kreatur, ist theologisch eine Wahrheit, macht aber de facto krank. Weil wir immer noch hinein wachsen in Christus und nicht Christus sind. So kann ich doch beides von mir sagen: ich bin ein Verletzter und werde es immer (wenn auch hoffentlich weniger) sein, aber ich bin auch Heiliger, denn so sieht mich Gott und er hat mir diese Identität geschenkt. Ich versuche eher in Spannungsfeldern zu reden und meine eigene Gemeinde (nur von der kann ich reden) sehe ich als Mischung von Menschen, die voran wollen, die gerade mal durchschnaufen, die aber auch geistlich kämpfen – ganz verschiedene Menschen halt. Meine Gemeinde ist… das würde ich so nicht sagen. Ich empfinde sie als prima!

    Hospital von Verletzten – dieser Satz ist nicht von mir und hat für mich eher dogmatischen und sehr entlastenden Charakter, denn wie oft meinen Menschen, sie müssten in der Gemeinde eine fromme Maske aufziehen und nun wieder Versteck spielen… und ja, ich glaube, dass jeder Mensch verletzt durch das Leben geht – das ist schlicht die Realität einer gefallenen Welt, Heilung und Wachstum ist aber möglich und das ist das Wunder. Beides muss gleichermaßen in den Blick genommen werden. Deswegen kann man aber meines Erachtens nicht jeden Satz überprüfen, sondern muss die Summe der Sätze über einen längeren Zeitraum nehmen… (und auf dich bezogen: wenn du dich als Buhfrau empfunden hast, dann ist das dich in Ordnung, das auszudrücken – man muss ja nicht dabei stehen bleiben und es ist ja auch nicht dein ganzer Lebenskontext!).

    Ach nur ein Randgedanke, der ist ein bisschen sperrig, was machen denn die Sendschreiben der Offenbarung? Sie benennen klar den negativen Weg der Gemeinde und drohen sogar mit dem Verlust des Status Gemeinde… sicherlich aus Liebe, um die Gemeinden zu retten (die ja stellvertretend für die Bandbreite der Gemeinde stehen). Trotzdem hart.

    Nochn Gedanke: Pastoren und Leiter generell tun gut daran, sich immer als Teil des Leibes zu sehen und sich selbst zu predigen. Sie stehen nicht über, höchstens unter den ihnen Anvertrauten und sollen und dürfen trotzdem leiten. Deine Anmerkung ergibt sich ja aus einer Gegenüberstellung – hier ich Leiter, da du Gemeinde… da ist bereits das theologische Problem!

  17. sorry, wegbegleiter, der Satz ist von dir aus dem Artikel über Individualismus in einer Antwort an Stella.

    Mein Thema ist Festlegung, was eine Person in Autorität über eine andere spricht.
    Das hat nichts mit Verdrängen oder Verleugnen der Verletzungen zu tun.

    Ich-Bin-eine Neue Kreatur, aber ich habe Verletzungen, die geheilt werden können.

    Das Ich bin und das Ich tue(/wende an/gehe mit um) sind zwei verschiedene Sachen. Wer das nicht unterscheiden kann, macht sich verletzlicher als es nötig tut und er kann in Niedergeschlagenheit/ Depression/ Hoffnungslosigkeit fallen: ..ich bin eben so…> eine Basis für Passivität und Persönlichnehmen…..der nächste Schritt ist dann möglicherweise ….Gott kann auch nicht… aus solchem Material sind klassische Gedankenfestungen gestrickt. 2. Kor 10,3-5

  18. @Deborah: habe auch nicht behauptet, ich hätte diesen Satz nicht gebracht, aber er ist nicht von mir, ich habe ihn zitiert und ich halte ihn für wichtig, warum, habe ich oben geschrieben.

    Die Unterscheidung zwischen Verletzungen haben und ich bin verletzt – wenn du sie wichtig findest, ist das ok. Ich bin nicht der Überzeugung, dass Wunden automatisch was Schlechtes sind und ich habe davon an anderer Stelle geschrieben. Natürlich können und dürfen sie Heilung erfahren, aber wann und wie und wo und auch ob – das ist Gottes Sache. Aus meiner Praxis und aus eigener Erfahrung hilft es mir nicht, mir klar zu machen: ich bin ja gar nicht meine Wunden, ich habe ja nur welche. Wunden haben meinen Charakter und mich auch ein Stück geprägt und ob es von Gott gewollt ist, dass wir die neue Kreatur so verstehen, dass das alles nicht mehr da ist und relevant… ich weiß nicht. In dem Moment, wo jemand leidet, hat man ein Stück mit zu gehen und natürlich darauf hinzuweisen, dass es mehr gibt als diese Sichtweise – aber auch: Wunden sind ok und du kannst sie zu Jesus tragen, denn er hatte auch welche, sogar noch nach der Auferstehung – nur da waren sie verheilt, aber immer noch Teil seiner sichtbaren Identität. Wunden tu ich nicht, ich habe sie, aber ich bin sie auch, aber eben nur zum Teil – das sind drei verschiedene Kategorien meines Erachtens.

    Mein Thema war ja hier nicht Festlegungen, deswegen bin ich vielleicht nicht so drauf angesprungen. Wichtig ist mir: in der Gemeinde darf ich mit meinen Verletzungen sein, denn sie sind Realität. Keiner redet sie mir aus, keiner spielt den heilen Christen nach der Masche „du musst nur daran glauben, dass du eine neue Kreatur bist und dass die Wunden eigentlich weg sind“, sondern ich werde begleitet auf einem vielleicht langen Weg der Heilung. Meine Meinung.

    Ich glaube auch: Festlegungen sind langfristige Muster, die ich wiederhole. Wenn ich down bin, darf ich sagen: ich bin down und muss meine Wortwahl nicht jedes Mal reflektieren. Wenn ich das dauernd sage, sollte ich darüber nachdenken…

    Segen.

  19. Hi Wegbegleiter

    „Anklageschrift? Gegen mich? Gegen Gott?…;-)“

    Oh nein, ganz prosaisch, der Staatsanwaltschaft X gegen Herrn Y wegen „Fahrlässiger Trunkenheit im Verkehr“. Manchmal könnte ich die Verfasser solcher Schriftstücke auf den Mond schiessen und frage mich dabei, ob sie vielleicht damit das Ziel verfolgen, ihre Leser zur Verzweiflung zu bringen. Doch mal im Ernst, Sprache verrät vieles und bei den Schreiben des Gerichts erschrecke ich oft darüber, wie „seelenlos“ sie ist. Klar, Gerichtsprotokolle sind keine Romane, doch darum geht es nicht. Oft habe ich einfach den Eindruck, dass die Menschen dort wie Gegenstände zwischen den Paragraphen hin und her geschoben werden. Warum schreibe ich das? Du hast vorher die falschen Gottesbilder erwähnt. Manchmal frage ich mich, ob wir unsere heutiges Bild von der Justiz nicht zufällig auf Gott übertragen, weil er ja – steht in der Bibel – der Richter ist. Und ein Richter fällt Urteile, oder? Dann Urteilen wir munter in seinen Namen, es gibt genügend Bibelverse, die sich an Paragraphen statt verwenden lassen oder leben in Angst vor dem Urteil, den andere über uns fällen könnten.
    Mein etymologisches Wörterbuch lachte mich so verführerisch an 🙂 Richten heißt, das Krumme (was ihrem Wesen nach nicht krumm sein soll) gerade biegen. Jemanden, der gefallen ist, kann man auf-richten. Man kann als Gastgeber das Essen
    an-richten. Oder etwas ein ein Ziel aus-richten, hat also was mit Orientierung zu tun. In diesem Sinne liegt also Hoffnung dem Richten sehr nahe. Wenn wir das Richten aus dem Paragraphendschungel befreien, kann es zu einen Zufluchtsort werden, in dem wir am gedeckten Tisch Klarheit über unsere Ziele finden. Und jetzt kapiere ich langsam, warum sich im AT so viele nach dem Gericht Gottes sehnten. Und warum das letzte Gericht eigentlich eine gute Nachricht ist.

  20. Hallo Wegbegleiter, wir haben uns noch nicht in der Argumentation getroffen, habe ich den Eindruck.

    Macht nichts, dann ein andermal wieder…. ich bin in Urlaub ab morgen und hab dadurch Internetpause…

    Segen….bis demnächst wieder…. 🙂

  21. ich bin mir unsicher, ob diese oder jene methode den weg zum heil bieten kann. natürlich sollen wir mit dem, was uns gegeben ist (rechtfertigung), gut umgehen und es einsetzen (uns um heiligkeit in unserem leben bemühen), jedoch habe ich noch einen einwand. jesus betet im hohenpriesterlichen gebet: „Heilige sie durch die Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit.“ (Joh 17,17) oder mit anderen worten „Heilige sie durch mich!“ denn jesus ist sein wort und die wahrheit. in 1Thess 5,23 betet auch paulus ähnliches für die christen: „Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“ ich schätze, der grund für die schwachheit unserer heiligung ist tief und fest in dem versuch der selbsterlösung verwurzelt. wir versuchen uns selbst zu heiligen, aber der, der wirklich heiligen kann ist der heilige selbst, wie auch der tempel des alten bundes sich nicht selbst heiligen konnte, sondern von jemand höherem geheiligt werden musste. der tempel des neuen bundes sind wir. alles was wir hinzu tun können ist folgendes: wir geben uns gott völlig hin und weihen ihm alles in unserem leben, was uns in den sinn kommt und verharren in dieser position der weihe. sobald uns etwas neues (oder altes) auffällt, das nicht gott geweiht ist, weihen wir es ihm (erneut). und das zweite was wir tun können, ist gott zu bitten uns in christus vollkommen zu heiligen. soweit meine (in wahrheit unbescheidene) anregung. (ich brauche selbst dringend die heiligung unseres gottes.)

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