Mauern ums Herz: Wie Befreiung geschieht (Teil 3: Mauern verstehen, um sie loszuwerden)

(Teil 2 findet sich hier, der Beginn der Reihe hier)

Wie entstehen innere Mauern? Letztlich erschreckend einfach: Durch das Leben in einer Welt von Menschen, die schuldig werden an anderen Menschen.

Biblisch würde man sagen: Leben in einer gefallenen Welt; einer Welt, in der Menschen ohne Gott verzweifelt versuchen, anderen Lebenssinn und andere Bestätigung ihres Wertes zu finden und daran immer wieder entweder gnadenlos scheitern oder es mühevoll schaffen, die Illusion bis zum Tod aufrecht zu erhalten.

Kurz: Menschen werden zuerst schuldig an Gott (weil sie ihn ablehnen und ihr Leben lieber selbst „im Griff“ haben wollen) und werden deswegen auch schuldig an Menschen.

Jeder Mensch ist verletzt worden. Eltern erziehen einfach manchmal ungerecht (Hebräer 12,10) – das sagt die Bibel deutlich, sie sind selbst verletzte Menschen. Das zu leugnen, hieße auf einer Wolke leben. Damit sollen Eltern nicht schlecht gemacht werden – es ist einfach nur sachlich richtig.

Kinder aber sind auf bedingungslose Liebe ausgerichtet. Sie erwarten noch genau das, was Gott in uns angelegt hat: Eine Liebe ohne „wenn“ und „aber“, eine Liebe mit echtem Interesse am Menschen und nicht nur an der Funktion und am Funktionieren. Eine zärtliche Liebe, die Grenzen setzt und das Herz öffnet. An Kinder sieht man: Menschen sind für bedingungslose Liebe geschaffen – sie sind für Gott geschaffen. Kinder sind ein indirekter Gottesbeweis.

Weil das so ist, reagieren Kinder auf Verletzungen damit, dass sie sich schützen. Sie sagen sich: „Das tat weh, davor möchte ich mich schützen!“. Und so entsteht eine Schutzmauer. Diese ist in schweren Fällen körperlichen und seelischen Missbrauchs sogar überlebensnotwendig.

Aber die Mauern wachsen weiter. Aufbauend auf vorhandenen Mauern oft verbunden mit großer Sensibilität und der nicht ausreichend ausgebauten Gabe, Grenzen zu setzen, sind weitere Menschen entscheidend. Nämlich die, denen wir unser Herz vorsichtig öffnen. Die potentiellen Partner, die erste „Liebe“ bzw. die ersten „Lieben“. Hier liegt eine große Ursache für tiefe Verletzungen. Wird ein verletzter Mensch an dieser Stelle weiter verletzt und nicht mit ernsthafter, am inneren Menschen interessierter Liebe beschenkt, sind die Folgen nicht selten katastrophal. Wo der Partner vorwiegend als geiler Sexpartner oder als möglichst funktionierendes Gegenüber oder als angenehmer Begleiter ohne Anspruch gesehen wird, da werden tiefe Wunden gerissen – die wiederum hohe Mauern erzeugen… überall da, wo nicht mehr die Seele im Mittelpunkt steht, sondern die Funktion, der Körper, was auch immer…  wird ein Mensch entwertet und von seiner ursprünglich von Gott gegebenen Würde entfernt.

Dann sind beide Quellen der Liebe: Eltern wie Partner verletzend gewesen.

Übrig bleiben Wunden hinter Mauern. Es ist wichtig, beide zu sehen. Nicht zu leugnen. Heilungen geschieht durch den Schmerz hindurch.

Wunden sind Gaben – denn Kinder mit Wunden sind absolut sicher – bei Gott. Er verwandelt Wunden in Gaben, Tränen in Gebete und Rohdiamanten, er heilt und er hat sich für dich verwunden lassen, damit deine Wunden heilen können. Aber gleichzeitig müssen Mauern benannt werden und – Stück für Stück eingerissen…

(Fortsetzung folgt)