Kein Prophet gilt etwas in seinem Vaterland (Lukas 4,22-30(24))
Wie ein Diamant strahlt Jesus hier in seinem göttlichen Facettenreichtum auf. Er verbindet sich mit der Prophetie des Alten Bundes und macht deutlich: ICH bin es. Der Retter ist da! Doch die Zuhörern zweifeln: Den kennen wir doch? Mich bewegt, wie Jesus mit dem Angriff umgeht. Er ruht ganz in seiner Identität als Sohn Gottes. Erklärt ihnen aus den Schriften, warum sie so reagieren müssen. Ich gebe zu, wenn mir jemand sagen würde: Du reagierst jetzt so aus dem und dem Grunde, dann würde mich das auch wütend machen! Das ist eigentlich eine Grenzüberschreitung – es sei denn es sagt ein guter Freund. Die Zuhörer aber gehen auf Distanz, schleifen ihn an den Stadtrand, warum geht Jesus nicht früher? Er lässt sich schleifen und erst am Abhang des Todes schreitet er davon. Voller göttlicher Autorität und gleichzeitig Demut. Dieser Balance möchte ich Raum geben: Wissen, wer man in Christus ist – ein Königskind, gleichzeitig sanftmütig und demütig bleiben.
Kritikschule
Ich erinnere mich gut daran, dass ich am Anfang in meinem ersten Beruf und auch später als Pastor mit Kritik zu kämpfen hatte, selbst wenn diese sachlich war. Alles in mir wurde hart, zog sich schmerzhaft zurück. Noch immer ist Kritik ein Lackmustest für meinen seelischen Zustand. Denn wer Kritik schwer ertragen kann, ist zumeist tief verletzt worden. Kritik dringt dann wie ein Pfeil durch die unzulänglichen Grenzen und berührt den eigenen Wert. Kritik mag sachlich sein – wenn ich verwundet bin, hat sie nicht die Botschaft: Du machst etwas falsch, sondern: Du bist falsch! Doch wie kommt man da heraus? Durch Heilung der Wunden – in Gebet, Gesprächen. Durch eine starke Identität in Christus, ein Wissen um die Würde in Gott unabhängig von Leistung. Und durch Barmherzigkeit mit sich selbst. Immer wieder. Auch heute. Langsam wird es besser – an der Hand des Rabbis Jesus.