„Du Mensch, was bringt dich nur dazu, deinen Bruder oder deine Schwester zu verurteilen? Und du Mensch, was bringt dich dazu, deinen Bruder oder deine Schwester zu verachten? Wir werden doch alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen! Denn in der Heiligen Schrift steht: »›Bei meinem Leben‹, spricht der Herr: ›Vor mir wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird sich zu Gott bekennen.‹« So wird jeder von uns vor Gott Rechenschaft über sich selbst geben müssen. Ermahnung zu gegenseitiger Rücksichtnahme Lasst uns aufhören, uns gegenseitig zu verurteilen!“
Römer 14
Das Gericht Gottes darf nicht gestrichen werden. Es ist gerade für Menschen, die unter Krieg, Folter, Gewalt, Ungerechtigkeit leiden, ein wirklicher Trost. Gott wird für Gerechtigkeit sorgen, er schaut nicht über Ungerechtigkeit hinweg – er wird die Täter (also irgendwie wir alle) mit Geschehenem konfrontieren. Aber nicht in einem gewaltsamen, rächenden, zerstörenden Sinne.
Warum werden uns unsere Taten vor Augen geführt? Gott kennt sie doch? Wir kennen sie doch auch? Damit wir zurechtgebracht werden. Gerade die Menschen, die ohne Gott gelebt haben, brauchen eine Begegnung mit der klaren, aber eben auch vergebenden Liebe Gottes. Man stelle sich das vor: Das Panorama des Lebens mit allem Guten und Bösen… und dann die liebende, gnädige Hand Gottes in all dem… was für eine Kraft, was für eine Erfahrung der Liebe und Gnade. Der verlorene Sohn reloaded. Für jeden Menschen. Kein Schwamm drüber – teuer bezahlte Versöhnung Gottes aus Liebe und Gnade. Das wird spätestens dann auch der größte Atheist sehen…
Das Gericht dient imho dem Zurechtbringen des Menschen – weswegen sich angesichts dieser Liebe irgendwann alle Knie beugen werden und jede Zunge sich zu Gott bekennnen wird (!)… denn Gottes Liebe hat Zeit, viel Zeit… es besteht die berechtigte Hoffnung, dass selbst der größte Gottlose (der ja Gott nicht los war – es nur in seiner Ablehnung nicht wusste, dass er längst versöhnt war) dieser Liebe nicht widerstehen kann, sondern irgendwann leise sein Ja spricht, die Knie beugt und bekennt: DAS ist mein Gott, wie ihn der Sohn zeigt. Der mich durch und durch kennt und in all dem liebt.
Praktisch folgt daraus schon jetzt eine gewagte Ansage, die alles verändern würde: Weil das so ist, hör auf, andere Menschen zu verachten und zu verurteilen. – Wahnsinn! Was würde das verändern… wieviele zig Male pro Tag müssen wir unser Denken wieder einfangen, müssen uns von richtenden Gedanken de-identifizieren und auf Jesus schauen, um mehr und mehr zu lernen, ohne Urteilen zu leben. Das ist eine Disziplin, ein Verantwortung übernehmen für die Gedanken und ihr Eigenleben. Dass das gelingt – das schafft der Heilige Geist in uns. Das Wahrnehmen und Loslösen von diesen Gedanken – das ist unsere Aufgabe. Wir verlassen in ihm den Baum von der Unterscheidung von Gut und Böse und tauchen ein in ein Leben der nichtrichtenden Gegenwart. Und dieses Nichtrichten gilt auch uns selbst gegenüber! Unseren eigenen Anteilen gegenüber!! Was für eine heilsame Perspektive auf das Gericht. Jetzt und in alle Zeit.