Epheser 3,12: Locker vor den Thron kommen!

In ihm (Christus) haben wir Freimütigkeit und Zugang in Zuversicht durch den Glauben an ihn (Christus). (Epheser 3,12; Elberfeder)

Freimütigkeit – das klingt angestaubt. Meint: wir dürfen ohne Angst, mit Zuversicht, angstfrei, offen, transparent, entspannt vor Gott treten. Natürlich nicht kumpelhaft („Ey, Alter, wie isset?“), sondern in Respekt und voller Bewusstsein des Unterschieds zwischen Schöpfer und Geschöpf. Und dennoch geht Gott ganz schön weit in seiner fast schon intimen Annäherung an den Menschen…

Gott wird Mensch in Jesus Christus heisst: Er dringt in den Alltag ein. Wird Fleisch. Lebt unter uns. Keine Trennung zwischen säkular und fromm mehr. Verzahnte Unmittelbarkeit zwischen Leben und Glauben, zwischen dir und Gott – so könnte man es ausdrücken.

Benedikt betont, dass Christus aufgrund unserer Boshaftigkeit nicht mehr traurig ist und sein wird, wenn wir vor ihn treten. Das ist das Faszinierende: Gott gedenkt unserer Sünde nicht mehr. Wir SIND bereits Gerechte und durch Christus hindurch sieht er uns rein und klar. Auch wenn wir Tag für Tag auf die Schnauze fallen. Wenn selbst ein Petrus die dreifache Verleugung „übersteht“ – und zum Fels wird – wieviel mehr gilt für dich und mich: NICHTS kann uns trennen von Gott. Tritt also entspannt und mutig vor Gott. Er schaut dich nicht rügend, strafend, tadelnd an.

Warum dürfen wir so vor Gott treten? Weil wir Glauben an Christus haben. Hier haben wir nun ein gewichtiges Übersetzungsproblem. Die Gelehrten streiten sich, ob das πίστις Χριστοῦ – nicht doch ein genitivus subjetivus sein könnte. Und nicht der Vertrauen in Christus, sondern der Vertrauen des Christus gemeint sein könnte. Bzw. beides, je nach Kontext. Das Griechische gibt es her. Manche englischen Übersetzungen machen es so.

Fakt ist: Weil Christus sein Werk gehorsam zu Ende geführt hat am Kreuz, weil er vertraut hat bis in den Tod – erst deswegen kann ich leben! Und dieses neue Leben wird mir zuteil durch das Vertrauen in dieses Vertrauen Christi am Kreuz. Beides hat also Gültigkeit. Christus glaubt für mich, betet für mich, tritt für mich ein, leidet für mich, stirbt für mich – all das ist geschehen und geschieht zum Teil Minute für Minute. Sich daran festzuhalten  – das ist unsere Aufgabe. Deswegen – und nicht aus eigener Leistung, können wir locker und entspannt und voller Staunen zu Gott kommen und bei ihm auftanken und seine Nähe genießen…