„Funktionieren müssen“ tötet „Fühlen können“ – und der Weg aus der Leistungsfalle.

driven.jpegIn der Vorweihnachtszeit mache ich die immer gleiche Erfahrung (und zwischendurch im Jahr ab und an auch). Vielleicht ist diese Beobachtung hilfreich für dich.

Was geschieht? Termine häufen sich, Gottesdienste werden mehr, familiäre Vorbereitungen auf das Fest auch… es entsteht der Modus des „Getriebenseins“. Ich funktioniere nur noch und das meist hoch effektiv – aber ich bin nicht mehr agierend, sondern re-agierend. Nicht mehr aktiv und sogar pro-aktiv, sondern re-aktiv. Ich bin getrieben statt berufen. Und beides zusammen geht nicht.

Ich erlebe in solchen Momenten den Effekt, dass ich mich weniger spüre und wahrnehme, dann in ungute Kompensationsmuster zurück falle (Kekse! Schoki! Tagträumereien!) und mich dafür schäme – was noch mehr Distanz in der Selbstwahrnehmung erzeugt. Und so die Kompensation noch mehr anfeuert. Und nebenbei Kreativität abtötet. Eine sehr ungute Spirale. Bekannt? Ist der Scham-Angst-Zyklus und entspringt einem tief verankerten Leistungsdenken. Wenn innerlich der Impuls entsteht: Du MUSST, du MUSST – und nicht mehr der Impuls: Du gestaltest selbst deine Leistung – dann meldet sich ein uralter Kampf zwischen Elternstimmen und Kindstimmen in mir. In jedem Menschen letztlich, denn das ist ein Klassiker. Und dementsprechend kommen uralte Mechanismen zum Vorschein, die vorher vielleicht monatelang Ruhe gehalten hatten.

Was hilft? Raus. Sich zu einer Pause zwingen. Eine Stunde spazieren gehen. Dem Antreiber und dem inneren Kind sagen: Ich bestimme hier – ich gestalte – kein Getriebensein. Die Erfahrung lehrt mich, dass es hinterher effektiver und besser weiter geht – das Rausgehen ist also kein Problem. Kurz: Es helfen Gnadenimpulse. Gnade hilft gegen Leistung. Weswegen die Botschaft von Jesus die beste Medizin in einer Leistungsgesellschaft für die getriebenen Seelen ist. Leiste dir eine Auszeit. Der Antreiber in dir wird zetern, begrenze ihn, kurz: tritt ihn (oder sie) in den Hintern. Du bestimmst. Du agierst. Danach läuft es wieder besser und die Wahrnehmung und die Kreativität kommen wieder…